Geschichte der Bleckeder Zeitung
Am 1. Oktober 1878 wurde die Bleckeder Zeitung gegründet, also vor über 145 Jahren, das verdient einen Rückblick auf 14 Jahrzehnte, in denen sich unsere „BZ“ zu dem entwickelte, was sie heute ist: Eine Heimatzeitung, die sich seit 1933 im Familienbesitz befindet. Schon lange wird nicht mehr mit Bleisatz gearbeitet, sondern mit modernster Technik.
Als die Bleckeder Zeitung vor über 145 Jahren unter dem Namen „Neuhauser Wochenblatt“ gegründet wurde, stand das heutige Verlagsgebäude in der Friedrich-Kücken-Straße schon 160 Jahre und konnte bereits seine eigene Geschichte erzählen.
Wie wissen aus alten Aufzeichnungen, dass der Förster Sievers aus Sandhorst 1809 das Haus des in Konkurs geratenen Schlossers Herm für 1255 Taler mit allem Zubehör kaufte. Damals hieß die Friedrich-Kücken-Straße noch Kleine Straße. Förster Sievers überließ noch im selben Jahr das Anwesen dem Apotheker Busch für die selbe Kaufsumme. Apotheker Busch wollte nur die zur Bürgerstelle gehörenden Ländereien und Rechte, veräußerte 1818 das Wohnhaus mit Hofplatz und Brunnen für 900 Taler an den Bleckeder Kirchenvorstand. Für sich behielt er die Gemeinheitsrechte: Weide-, Moor- und Holzanteile sowie die hinter dem Haus liegende Scheune.
Mit diesem Kauf erhielt die Gemeinde für den zweiten Lehrer eine Wohnung und einen Schulraum, aber das Haus lag eingeengt zwischen den Gebäuden von Brauer Pommerien und dem Juden Hertz, so dass kein ausreichender Spielplatz für die Kinder zur Verfügung stand. Anfang 1870 war die Schülerzahl so angestiegen, dass eine vierte Klasse notwendig wurde. Folglich kam es zum Verkauf der Schule in der Kleinen Straße und die Schulgemeinde erwarb dafür in Wendisch Bleckede 1878 das Haus von Sanitätsrat Dr. Wicke mit dem großen Garten. Hier steht heute das Gebäude des Sparkasse. In diesem Jahr gründete der 42-jährige Carl Grosse mit seinem Sohn Robert in Neuhaus das „Neuhauser Wochenblatt“, das dienstags, donnerstags und sonnabends erschien.
1885 wurden Bleckede und Neuhaus vom preußischen Staat zum Kreis Bleckede zusammengelegt; der erste Landrat, der zum April 1885 in das Bleckeder Schloss einzog, war August von Harling aus Lüchow. Insgesamt 99 Gemeinden zählte sein Amtsbereich einschließlich Bleckede und 21 Gutsbezirke.
Das veranlasste Carl Grosse und Sohn, auch den Sitz der Zeitung von Neuhaus nach Bleckede zu verlegen. Sie erschien mit neuem Kopf „Bleckeder Zeitung und Neuhauser Wochenblatt – Kreisblatt für den Kreis Bleckede“. Am 8. Juli 1885 machte Regierungspräsident von Borries in einer amtlichen Bekanntmachung in der Bleckeder Zeitung bekannt: „Unter Bezugnahme auf den Bericht vom 5. April d. J. betreffend das dort erscheinende amtliche Publikationsorgan und die Verfügung der vormaligen Königlichen Landdrostei hierselbst vom 24. April d. J. bestimme ich als Kreisblatt des Kreises Bleckede und als amtliches Organ für die Publikation der ortspolizeilichen Vorschrift die Bleckeder Zeitung gemäß § 144, Absatz 2 des Landesverwaltungsgesetzes vom 30. Juli 1883 als amtliches Publikationsorgan für die kreispolizeilichen Vorschriften.“ Landrat von Harling sorgte dafür, dass diese „Verfügung zur allgemeinen Kenntnis gebracht wurde“.
Carl und Robert Grosse übersiedelten am 1. April 1886 mit dem gesamten Betrieb nach Bleckede, anfangs in die Zollstraße am Deich (später Bäckerei Bostelmann). Danach bezogen sie das jetzige Verlagsgebäude in der Friedrich-Kücken-Straße 5. Carl-August Grosse starb am 9. Mai 1888 im 52. Lebensjahr und bereits am 15. Mai übernahm sein Sohn Robert selbst den Betrieb mit Redaktion. Damals wurde jeder Buchstabe einzeln von Hand im Winkelhaken gesetzt. Bis 1906 arbeitete man in der Druckerei ohne Strom, einen Tag vor Heiligabend 1905 erhielten die ersten 53 Bleckeder Haushalte Strom von der „Molkerei und Elektrizitätswerk Bleckede“. Bis dahin kurbelte ein Mann jeweils zwei Zeitungsseiten von Hand durch die Druckmaschine.
Dann wurden die fertigen, gefalzten und verpackten Zeitungen zu den Überlandlesern zwischen Wendewisch und Wehningen, in das Amt Neuhaus, Dahlenburg und so weiter gebracht und von den dortigen Austrägern weiter in die Haushalte. Nach dem ersten Weltkrieg wurde dann eine Bleisetzmaschine gekauft, auf der bis 1970 der Lokalteil der Zeitung erstellt werden konnte. Der politische Teil wurde in Matern geliefert, von denen mit flüssigem Blei in der Gießküche die einzelnen Platten abgegossen wurden. Am 1. Januar 1933 übernahm Franz Schötteldreyer sen., der als Meister beim Neuhäuser Tageblatt in Neuhaus gearbeitet hatte, den Betrieb von Robert Grosse, welcher kinderlos 1935 im Alter von 75 Jahren starb.
Neben anderen beliebten Beilagen der Bleckeder Zeitung wurde von 1933 bis 1939 die „Heimatscholle“ gedruckt und beigelegt, welche Geschichten und Gedichte aus der Heimat, aber auch wahre Begebenheiten enthielt. Kurz vor Kriegsbeginn erschien dann die Bleckeder Zeitung kurzzeitig viermal wöchentlich: Montags, mittwochs, freitags und sonnabends. Zum 1. Juni 1941 wurde auf Anordnung der Reichspressekammer die Bleckeder Zeitung geschlossen, die Belegschaft eingezogen und Franz Schötteldreyer sen. in den Krieg geschickt. Erst Mitte 1945 kam er aus Kriegsgefangenschaft zurück und nahm seinen Druckereibetrieb wieder auf.
Franz Schötteldreyer, der ebenfalls Schriftsetzer gelernt hatte, musste 1957 zurückkehren aus Schwaben in den väterlichen Betrieb und dort weitermachen, wo der Vater durch seinen plötzlichen Tod Winkelhaken und Füllfederhalter aus der Hand gelegt hatte. Um die BZ attraktiver zu gestalten, entschloss sich der neue Inhaber, Bilder von aktuellen Begebenheiten zu bringen. Die Fotos im Zeitungsmantel (Politik, Erdball, Unterhaltung, Welt der Frau, Sport etc. ) vom Materndienst Beig, Pinneberg, reichten nicht mehr aus. Also fuhr Franz Schötteldreyer nach Pinneberg, ließ dort den jeweiligen Film entwickeln und Klischees gravieren, um lokale Fotos drucken zu können – man kann sich vorstellen, dass diese Fahrerei immer länger als einen halben Tag dauerte.
1965 kaufte er dann eine elektronische Graviermaschine, die Schwarz- und Weißwerte von Fotos auf einem Zylinder abtastete und mit einem Stichel auf die rotierende Folie eines zweiten Zylinders übertrug. Es konnten so negative wie positive Klischees hergestellt werden. 1970 wurde dann für fast 100.000 DM eine Setzmaschine angeschafft, die Bleistangen schmelzen, vollautomatisch setzen und die Zeilen wieder ablegen konnte – alles in einem Arbeitsgang. Das war schon eine große Arbeitserleichterung. Es wurden dazu zwei elektronische Perforatoren angeschafft, damit mehrere Leute gleichzeitig setzen konnten. Der Perforator gab ein Lochband aus und man musste erst einmal lernen, die Lochungen zu lesen. Die Lochbänder wurden dann in die Setzmaschine eingelegt und Texte sowie Kommandos ausgelesen, frühe Elektronik also. Nun musste man nur noch Überschriften und Schlagzeilen von Hand im Winkelhaken setzen.
1980 war auch das Ende der guten alten Schnellpresse und somit des Buchdruckes gekommen, sie wurde von zwei Offset-Druckmaschinen ersetzt, die nicht mehr vom Bleisatz, sondern von rotierenden Offset-Platten druckten, auf denen je zwei Zeitungsseiten mit hohen Lichtwerten eingebrannt wurden. Als die Druckerei Beig in Pinneberg ihren Materndienst einstellte, stellte sich die Frage, wie es in Zukunft weitergehen sollte. Über den Zeitungsverlegerverband konnten dann Kontakte zur Celleschen Zeitung (Verleger Georg Pfingsten) hergestellt werden, der sofort half. Fortan kamen Seitenabzüge dreimal wöchentlich, sie wurden nachts um 2 Uhr in einer Rolle per Zug nach Lüneburg transportiert, dann von einem Busfahrer der OHE abgeholt und erreichten mittags zum Redaktionsschluss den Bahnhof Bleckede. Diese Seitenabzüge – vorwiegend Sport vom Wochenende – fanden dann für die Bleckeder Zeitung Verwendung. Somit konnte die BZ z.B. montags immer aktuell über die Bundesliga berichten.
1980 wurde zudem eine große Kamera (3 x 3 Meter) zum Aufrastern angeschafft, somit konnte auf photographischem Wege jeweils eine ganze Zeitungsseite gerastert und auf graphischem Film ausgegeben werden. 1987 war die einst teure Setzmaschine überflüssig geworden. Die Bleckeder Zeitung stellte auf Fotosatz und somit den ersten Computer um. Die Fotosatzmaschine von Compugraphic/Agfa gab direkt graphischen Film aus und sparte mehrere Zwischenschritte ein.
Im Oktober 1989 bestellte Franz Schötteldreyer eine neue Heidelberger Offset-Druckmaschine, die Ende Januar 1990 geliefert wurde; das war zeitlich glücklich, weil die Bleckeder Zeitung seit Weihnachten 1989 wieder im Amt Neuhaus erschien und ab der Wende waren Druckmaschinen ausverkauft.
Familie Schötteldreyer scheute sich nicht, dreimal wöchentlich die langen Umwege von Bleckede über die Grenzübergangsstelle Horst bis Wehningen bei Dömitz zu bewältigen. Das war auch aus dem Grund zeitaufwändig, weil die Grenzer häufig Schwierigkeiten machten bei übergründlichen Pkw- und Passkontrollen. Und ebenso aus zeitlichen Gründen wurden Räumlichkeiten in Neuhaus gesucht, um dort übernachten zu können und eine Anlaufstelle für Leser und Inserenten zu haben. Unter besonderer Mithilfe von Sumtes damaligem Bürgermeister Reinhold Schlemmer, Manfred Göldner und Dr. Eichhorn konnte die Bleckeder Zeitung Untermieter bei den staatlichen Tierärzten in der Bahnhofstraße 25 werden. Ganz wichtig: Es gab sogar schon ein Telefon!
Schon Jahre vor dem Abitur war der jüngste Sohn, Christian, in der BZ tätig und es war klar, dass er die Zeitung übernehmen werde. 1991 stieg er dann in den Betrieb ein, im Juli des Jahres wurde eine zusätzliche neue Heidelberger Druckmaschine für die Drucksachen-Herstellung in Neuhaus angeschafft. Das Gebäude wurde von der Gemeinde Amt Neuhaus gekauft und eine Zweigstelle der BZ mit Anzeigenannahme eingerichtet.
1991 wurde die Fotosetzmaschine abgeschafft und auf PCs umgestellt. 1994 kamen Internet und E-Mail dazu, ab 1995 arbeitete die Bleckeder Zeitung als erste im Landkreis mit Digitalkameras und seit 1996 wurde auf der neugekauften Heidelberger Mehrfarbdruckmaschine in Bleckede die Zeitung gedruckt, nach und nach wurde die Zeitung komplett farbig. Im Jahr 2001 erfolgte eine weitere Qualitätsverbesserung mit dem Kauf einer Belichtungsanlage für Fotos und Vierfarbdruck, bereits seit 1998 ist die BZ als erste Zeitung im Landkreis im Internet unter www.bleckeder-zeitung.de vertreten.
Mit Jahresbeginn 2002 erfolgte die Betriebsübergabe an Christian Schötteldreyer, der die gesamte Herstellung der Zeitung immer wieder modernisierte, so dass z.B. zeitsparend von der Zweigstelle in Neuhaus Text- und Bildübertragung in Sekunden über das damals neue UMTS-Netz möglich wurden, vergessen war endlich das Faxgerät. Seit 2007 erscheinen alle Ausgaben der BZ vierfarbig, der Umfang der gedruckten und der Lokalseiten wurde ebenfalls stetig erhöht.
Im April 2006 wurde die Druckvorstufe auf das moderne Computer-to-Plate-Verfahren umgestellt. Ein Agfa-Palladio-Plattenbelichter (Länge: 7 Meter) fertigt nun die Druckvorlagen in noch höherer Qualität. Die Rasterpunkte der ohnehin außergewöhnlich gut gedruckten Heimatzeitung werden nun noch besser abgebildet, was zu gestochen scharf gedruckten Fotos führt. Seit Juni 2008 wird noch besseres Papier mit einer satinierten Oberfläche verwendet. Christian Schötteldreyer lacht: „Wir dürften damit die einzige Zeitung sein, die sich so streichelzart anfühlt…“
Seit Januar 2013 hat die BZ ihr Verbreitungsgebiet auf die Samtgemeinde Dahlenburg ausgedehnt. Unsere Mitarbeiterin Käthe Frank wohnt in Nahrendorf und kennt sich somit bestens aus. Zudem ist seit November 2013 Kirsten Schötteldreyer als stellv. Chefredakteurin und Assistenz der Geschäftsleitung für uns tätig. Seit 2015 fährt die Bleckeder Zeitung ausschließlich Elektroautos, nicht nur bei Vogelbeobachtungen ein großer Vorteil. Zum Jahresende 2015 wurde eine Heidelberger SPEEDMASTER Druckmaschine angeschafft. Durch Autoplate und weitere Arbeitserleichterungen können nun mehr als doppelt so viele Seiten vierfarbig gedruckt werden, die Zeitersparnis wird also in noch mehr Qualität umgesetzt, ebenso werden nun noch mehr Seiten gedruckt.
Im Mai 2016 investierte die BZ abermals in neueste Technologie: Mit der Anschaffung eines Thermalplatten-Belichters werden die Arbeitsabläufe vereinfacht und somit noch mehr Aktualität möglich. Die Druckplatten werden durch Laser bebildert, es entfallen sämtliche Chemikalien. Auch hier wird die BZ umweltfreundlich.
Im März 2017 wurde die neue Photovoltaikanlage in Betrieb genommen, sie leistet bis zu 10.000 kW. Somit wird fast der gesamte Strombedarf CO2-neutral abgedeckt.
Schon seit 2015 fährt die BZ ausschließlich Elektroautos – die natürlich mit Photovoltaikstrom aufgeladen werden. Der Rest an Strombedarf wird natürlich durch grünen Strom abgedeckt. Seit September 2018 wird die BZ auf feinem Bilderdruckpapier in 80 g gedruckt!
Seit Juli 2019 erscheint die Bleckeder Zeitung als hochwertigstes Magazin im Format DIN A4 quer auf 170 g/135 g Bilderdruckpapier, geheftet. „Mehr Qualität geht nicht“, sagt der Chef. Und die Leser stimmen zu!